Interview mit der “One-man-show”

Serie “Ehrenamt und gesellschaftlicher Zusammenhalt”

“Als One-Man-Show kann ich etwas bewegen”

Die Vorlesepaten der Stiftung Lesen engagieren sich deutschlandweit und lesen an Schulen vor. Einer von ihnen ist Ulf Störmer (67), den die Kinder an der Regenbogen-Grundschule in Koblenz nur “Der Lesemann” nennen. Ein Gespräch über ehrenamtliches Engagement, interaktives Vorlesen – und die Macht der Fantasie

 

 

Nur Kopie und als Button für den Beitrag so lange er auf der Seite der Bundes-regierung noch steht.

 

Ulf Störmer kennt sich aus mit Kinderbüchern: “Ist da Action drin? Da kannst Du aber von ausgehen! (Foto: Reiner Bing)

Sie gehen seit fast zehn Jahren jeden Monat in eine Grundschule, um dort Kindern vorzulesen. Was gab den Anstoß dazu?

Ulf Störmer: Auch vor zehn Jahren wurde schon viel über die Pisa-Studie geredet, über die Leo-Studie. Alle Welt beklagte sich, wie schlecht die Lesekompetenz der Kinder sei. Und da habe ich mir gesagt, ich stehe ja außen vor und kann da ganz neutral rangehen. Ich wollte etwas tun und auch der Gesellschaft etwas zurückgeben, denn ich habe großes Glück gehabt in meiner Kindheit und Jugend, dass auch mich andere Menschen zum Lesen gebracht haben. Lesen können ist die wichtigste Kulturtechnik, noch vor Schreiben und Rechnen, die für das Leben von essentieller Bedeutung ist. Gleichzeitig ist die Fähigkeit zu lesen ein immaterielles Kulturgut wie Musik oder Theater.

Welche Rolle spielte die Stiftung Lesen?

Störmer: Es gab dort ein Seminar dazu, wie man Vorlesepate wird. Das habe ich mit anderen zusammen besucht. Und als ich das Zertifikat hatte, stellte die Trainerin den Kontakt zur Regenbogen-Grundschule hier in Koblenz/Lützel her, wo ihre Kinder hingingen. Damals, am 26. November, das war der Vorlesetag 2010, habe ich allen drei ersten Klassen vorgelesen. Anschließend sagte die Schulleiterin: Für die Zukunft ist geplant, den Vorlesetag einmal im Monat als festen Bestandteil ins Schulleben zu integrieren.

Da waren Sie verpflichtet…

Störmer: Das hat mich damals umgehauen, weil das mein erster Test war. Seitdem mache ich das jeden Monat, und von dort aus ging es weiter auch zu anderen Schulen und anderen Veranstaltungen. Ich habe festgestellt, wie schön das Vorlesen ist.

Zehn Jahre ist eine lange Zeit. Warum haben Sie noch nicht genug davon vorzulesen?

Störmer: Weil ich mein Ziel noch nicht erreicht habe. Ich bin ja eine One-Man-Show und ich kann da ein bisschen was bewegen. Aber ich habe mich auch umgehört, wie es an anderen Grundschulen aussieht. 25 gibt es in Koblenz. Mein Ziel ist, mit den anderen, die es vor Ort gibt, das so umzusetzen, dass man an jeder Grundschule einen Vorlesepaten oder sogar mehrere hat.

Vorlesen ist ja nicht gleich vorlesen – wie laufen Ihre Besuche in der Schule ab?

Störmer: Mein Bild, das ich am Anfang hatte: Ich gehe in eine Klasse, habe dort einen Lesestuhl, so einen Ohrensessel, schlage das Buch auf und die Kinder lauschen – das ist nicht so. Die Kinder sind heute anders, auch durch die Medien, und nehmen Informationen stark über das Auge auf. Deshalb ist meine Methode: interaktives Vorlesen – mit allen Sinnen. Ich setze Bilder ein, lasse Szenen nachspielen. Wenn etwas mit Geruch zu tun hat, dann wird eine Frucht herumgereicht oder eine Rose. Die Idee dabei: Von der Geschichte, ob das jetzt über das Hören, Sehen, Riechen, Schmecken oder das Haptische ist, wird etwas hängen bleiben. Enorm wichtig ist es auch, den Inhalt der Geschichte zwischendrin durch Nachfragen immer wieder zu reflektieren.

Also merken Sie, wenn Sie nach einer Weile wieder in die Klassen kommen, dass das Vorlesen nachhaltig ist?

Störmer: Ja natürlich, es bleibt etwas. Beim nächsten Mal suche ich mir zum Beispiel fünf Kinder heraus und frage: Was habe ich Euch vor einem Monat erzählt? Dann geben die Kinder das in ihren Worten wieder, jedes immer nur einen Satz, und daraus bilden wir dann die Geschichte. Auch viel später erzählen mir Kinder, dass sie jetzt auch gerne lesen und welche Geschichte sie damals toll fanden. Ein schöneres Lob kann ich doch gar nicht haben, als wenn die Kinder sich nach Jahren noch an mich erinnern.

Es gibt vorlaute Kinder, stille Kinder, welche, die nicht mitmachen wollen. Wie bekommen Sie die alle motiviert?

Störmer: Wir sitzen im Halbkreis und ich versuche, die Kinder in die Geschichte einzubeziehen. Sie sollen Teil davon werden. Genau den vorlauten Jungen bitte ich zum Beispiel, für mich das Buch zu halten. Wenn jemand fragt: Herr Störmer, ist da Action drin? Dann sage ich: Da kannst Du aber von ausgehen! Die modernen Heros, die es heute gibt, die kommen in dem Märchen auch vor, da kommen Riesen drin vor, da kommen Zauberer drin vor.

Haben Kinder heute überhaupt noch Fantasie, trotz Handys, Tablets, dem Internet?

Störmer: Die Fantasie, die habe ich am Anfang so ein bisschen vermisst. Und das ist mit ein Grund, in jeder Vorleseaktion auch immer etwas anzustoßen. In den Bildern, die ich malen lasse, sieht man, dass die Kinder schon Fantasie haben, nur vielleicht anders als früher. Die Kinder malen über das, was sie gesehen und gehört haben, und dabei kommen ganz tolle Sachen heraus.

Woraus lesen Sie gerne vor?

Störmer: Das sind vor allem Kinderbilderbücher. “Wir gehen auf Bärenjagd” ist so ein tolles Buch, bei dem die Kinder viel nachspielen können. Themen sind dabei wie Freundschaft, teilen, dass man Wort hält, dass man auch nicht übermäßige Kräfte haben muss, sondern schlau sein kann. Auch dass der Kleine dem Großen helfen kann.

Sie haben inzwischen selbst ja auch ein Buch geschrieben, “Der Pfannkuchenmann”. Worum geht es darin?

Störmer: Das ist eine moderne Geschichte vom dicken fetten Pfannkuchen, dem Klassiker. Es geht darum, dass ein Kind Freundschaft schließt mit einem sprechenden Pfannkuchen, der früher ein Junge war, der die Leute geärgert hat und von einem Zauberer deshalb verwandelt wurde. Er muss sieben Aufgaben lösen in vielen Ländern und zum Schluss gibt es natürlich eine große Überraschung. Da sind die Sachen eingeflossen, die ich in den letzten Jahren gelernt habe.

Und wenn Sie mal nicht vorlesen, sondern für sich selbst ein Buch in die Hand nehmen: Was lesen Sie?

Störmer: Meistens drei Bücher gleichzeitig, gerade eine Biografie von Bismarck, englische Bücher, Bücher über Menschen, die etwas bewegt haben. Aus Sachbüchern hole ich mir Ideen und kann ein bisschen entspannen. Krimis oder Fantasy, das ist alles nicht so mein Ding. Und ich kann auch an keinem Buchladen vorbeigehen, egal wo ich bin.

Die Bundesregierung unterstützt verschiedene Projekte der Stiftung Lesen. Das bundesweite Programm “Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen” für Familien mit Kindern im Alter von einem, zwei und drei Jahren fördert sie bis 2021 mit sieben Millionen Euro. Im Auftrag des Bundesbildungsministeriums setzt die Stiftung Lesen auch das Programm “Lesen bringt uns weiter. Lesestart für Flüchtlingskinder” um – seit 2018 mit 1,6 Millionen Euro für drei Jahre. Ziel des Projekts “Mentor – Die Leselernhelfer” ist, die digitale Medienkompetenz von ehrenamtlichen Lesementoren über 60 Jahre zu stärken. 

Das hier abgebildete Interview wurde am 09.12.2019 von der Presseabteilung der Bundesregierung mit mir geführt und auf der Internetseite unter dem Link https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/vorlesepate-1706270 abgebildet. Da wir einerseits sehr stolz darüber waren auf der Seite der Bundesregierung abgebildet zu sein, andererseits aber nicht wußten, wie lange die URL dort bestehen bleiben wird, haben wir uns das Interview einfach ausgeliehen und auf unserer Seite “konserviert” 

Liebes Pressereferat: Danke !

Views: 106

Vorlesen für Erwachsene – Aktion: Koblenz liest ein Buch!

Vorlesen für Erwachsene!
Ich unterstützte die Aktion Koblenz liest ein Buch.
 

Koblenz, 27.06.2019. Das Hotel Sander öffnete für alle Neugierigen seine Terrasse und ludt in einem hippen und detailverliebten Ambiente zu einem sommerlichen Abend mit Literaturgenuss ein. Ab 19.00 Uhr wurde mit einem kleinen Prosecco-Empfang der Feierabend eingeläutet, ab 19.30 Uhr las Ulf Störmer vom Koblenzer Voll-X-Theater und hier bekannt als der Lesemann 🙂 , ausgewählte Textpassagen aus dem Roman “Sungs Laden” von Karin Kalisa vor. Wir “erlebten” gemeinsam Lebensgeschichten unserer Zeit, die in einer geglückten Utopie des Zusammenlebens enden und von Begegnungen und Schicksalen, vom Ankommen und Bleiben, von Heimat und Fremde, von Vielfalt und Zusammenhalt erzählen. 

 

Views: 83

“Sieben auf einen Streich …” Leseprojekt an der GS in Binzen

“Sieben auf einen Streich …”
Leseprojekt an der GS in Binzen

Wir möchten gerne an dieser Stelle einmal eine andere Form der Berichterstattung wählen. Der Bericht ist in 9 bebilderte Abschnitte geteilt.

Sagen Sie uns gerne Ihre Meinung dazu – Sie helfen uns damit

Ich wurde zum Vorlesen, interaktiv an die Grundschule "Vorderes Kandertal" in Binzen eingeladen.
Der Lesemann auf dem Weg zur Vorlesestunde mit seinem Freund Julien.

Ankündigung an der Eingangstür zum „Amphitheater“

Der Lesemann stellt sich vor und erzählt und erklärt den Kindern, was er unter einer Vorlesestunde, interaktiv versteht.

Hier seht ihr die Requisiten, die zum Einsatz kamen um möglichst alle 5 Sinne der Kinder anzusprechen.

Der Gürtel des tapferen Schneiderleins. Ein großer Junge fragte mich nach der Vorlesestunde ob er diesen denn mal anprobieren dürfte. Darüber habe ich mich sehr gefreut, zumal er auch noch wunderbar passte und der Junge von seinen Klassenkameraden bewundert wurde.

Der Stein, speziell für die Jungs zum Ausprobieren, ob man wie der Riese daraus auch Wasser herausquetschen kann. Nebenbei, Mädchen haben das auch probiert 🙂

Eine Fingerspitze köstlichen Pflaumenmuses wurde den Kindern angeboten um daran zunächst zu riechen und dann verspeist zu werden. Auch hier passierte etwas sehr Schönes. Während ein Junge noch dabei war seinen Finger abzulecken wollten seine 4 Freunde neben ihm nicht probieren.  In dem Moment aber wo der erste Junge rief. “Oh wie lecker!” wollten plötzlich alle 4 Jungs auch probieren und die Lehrerin musste nun doch noch einmal kosten lassen.

Der Ursprung des Schneidersitzes wird mit den Kindern erarbeitet. Die Kinder wissen noch nicht was ich vorlesen werde.

Es erfolgt eine einminütige Meditation um die Kinder auf das Grimms Märchen : "Das tapfere Schneiderlein“ einzustimmen.

Die Märchenstunde beginnt.

Bilder aus dem Märchenbuch werden immer wieder gezeigt, um das Vorgelesene zu unterstreichen.

Zum Ausklang nach der einstündigen, sehr spannungsreichen Vorlesestunde, wird noch zum Entspannen und zum Ausklang eine Tai Chi Übung: "Die Schildkröte paddelt“ gemeinsam geübt.

Views: 83

Vorlesewoche in Gifhorn

Lesewoche 2019 in Gifhorn

 

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal als Lesemann für die tolle Vorbereitung, meine freundliche Aufnahme, die vielen “netten Leser und Zuhörer” und die tolle Nachbereitung zu dieser Lesewoche bedanken. Unten im Beitrag habe ich den Artikel der Braunschweiger Zeitung hinzugefügt, ihm ist eigentlich kaum etwas hinzuzufügen.

Vielleicht findet diese tolle Woche aber auch noch mehr Interessenten und Nachahmer wenn ich die nützlichen Medien, die die Lehrer zusammen mit den Kindern zur Vor- und Nachbereitung der Lesewoche erstellt haben, auf meiner Homepage zur Kenntnis bringe.

In der folgenden Galerie finden Sie ein Schreiben zum Verlauf der Lesewoche an die Eltern und einen zum Lesen motivierenden Liedtext, den die Kinder zu Beginn sangen. Durch anklicken der Bilder können diese zum besseren Lesen vergrößert werden.

In Gifhorn habe ich vornehmlich noch aus Bilderbüchern vorgelesen und die entsprechenden Bilder (aufbereitet) als Folie an die Wand “geworfen”. Dies hat für das “Vorlesen, interaktiv und mit allen Sinnen” schon Vorteile, hat mir aber auch gezeigt, dass die Möglichkeiten begrenzt sind. Fazit: Ich brauche neue und flexibel einsetzbare Medien – bleiben Sie gespannt.

Kinder schreiben ihre Eindrücke auf (wichtig !):

Views: 46

Kulturwoche des Bürgerzentrums Koblenz Lützel

Wir waren auf der Kulturwoche unterwegs. Bürgerzentrum Lützel war “aktiv” und hatte zum “Vorlesen” eingeladen. Tolles Programm, toller Flyer – und “Der Lesemann” mit seinem Logo mittendrin. 

Views: 55