So lernte ich Lesen

So lernte ich lesen …

 

„Wir schauen gemeinsam zurück“

 

Die ersten acht Jahre meines Lebens wohnte ich mit meiner Familie in einem großen Landschulgebäude aus dem Jahr 1881 direkt an der Landstraße gelegen, ca. 3 km entfernt vom nächsten Dorf. Mein Vater war der Leiter der zweiklassigen Volksschule – also Klasse 1 – 4 in einem Klassenraum, Klasse 5 – 8 in einem anderen Klassenraum. Wir lebten also recht weit entfernt von anderen Kindern, und so waren mein vier Jahre älterer Bruder und ich sehr aufeinander bezogen.

Als ich 5 Jahre alt war, brachte mein Bruder mir das Lesen bei mit Hilfe des „Schüler-Lesekastens Lesefreude“ von Hahn-Oldenbourg, den ich heute noch besitze. Der Kasten enthält ein ausklappbares, aufstellbares „Lesepult“, in das man die einzelnen Buchstabenkärtchen einstecken kann. Die Kärtchen zeigen den jeweiligen Buchstaben auf der einen Seite in Druckschrift, auf der anderen Seite in Schreibschrift einschließlich der Hilfslinien. Es gibt auch Ganzwörterkärtchen, auf denen z.B. das Wort „Hut“ zusammen mit dem Bild eines Huts gezeigt ist. So lernte ich lesen!

Und so ging’s weiter

Nun gab es kein Halten mehr, denn erstens gab es in unserem Familienhaushalt immer Unmengen von Büchern, aber vor allem war da ja die Schulbücherei mit altersgerechten Büchern, die ich mir im Laufe der Jahre alle vornahm. Unsere Eltern waren beide Lehrer, so wurde auch immer abends vor dem Einschlafen vorgelesen. Ich habe unsere drei Pippi-Langstrumpf-Bücher noch genau vor Augen, die mit unsere liebste Vorlese-Lektüre waren, nachdem mein fünf Jahre jüngerer Bruder und ich uns – nach dem Umzug ins nächste Dorf, als Dörfergemeinschaftsschulen geschaffen wurden – ein Zimmer teilen mussten und von unserem Stockbett aus der Mutter zuhörten.

Natürlich wurde auch abends mit der Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen, wenn wir eigentlich schon hätten schlafen sollen. Wir mussten nur genau hinhören, ob sich wohl die Eltern zwecks Kontrolle die Treppe hochschlichen. Unsere Kinderzimmertür hatte nämlich einen Glaseinsatz, da hätte man einen verdächtigen Lichtschein sehen können.

Doch natürlich lasen wir auch tagsüber. Die Freunde meiner Eltern waren größtenteils ebenfalls Lehrer, so hatten deren Kinder auch viele Bücher, und wir konnten z.B. deren sämtliche Karl-May-Bände ausleihen und lesen! Später tauschte ich dann mit meinen Freundinnen z.B. sämtliche Tolkien-Bände – lange bevor sich alle Welt für die Herr-der-Ringe-Filme begeisterte.

Im Laufe der Jahrzehnte haben sich bei mir nun Hunderte von Büchern angesammelt, obwohl immer mal wieder die Regale durchsortiert werden mussten. E-Books sind insofern eine große Hilfe, da sie die Regalbretter nicht noch weiter füllen. Und da ich nun nicht mehr ins Büro gehen muss, komme ich auch endlich dazu, meine Bücher ein zweites oder drittes Mal zu lesen.

Aber eigentlich geht nichts über das Gefühl, ein neues Buch in Händen zu halten, mit dem Lesen anzufangen und sich in eine neue Lesewelt zu vertiefen.

Reinhild Latrille

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Phantasie …. Reisen

Bücher sind für mich eine eigene Welt! Das Lesen ist eine Reise in diese Welt! Eine Reise ins Reich der Phantasie!

Ich kann alles sein! Als Kind begleitete mich das Buch „Mein Freund, der kleine Vampir“ von Siebke. Ich habe dieses Buch geliebt, weil ich alle Figuren sein durfte, das Kind, das das Abenteuer erlebt, der junge Vampir, der von einem fernen Jahrhundert und seinem Leben erzählt! Und natürlich durfte ich mich als Freund fühlen! Das Buch war mein Freund! Und so geht es mir heute auch noch bei meinen Lesungen, ob es Shakespeares Sonette sind, Märchen von Brentano oder Kishons Geschichten, die ich vortrage. Die Geschichten sind unsere Freunde.

Als Vortragender und Schauspieler nehme ich meine Zuhörer mit auf die Reise und wir leben die Abenteuer des „Witzenspitzel“ im gleichnamigen Märchen von Brentano und dürfen lachen, weinen und leben!
Bücher sind „das Tor zur Phantasie “ ( Esther Wäcken)!

Natürlich freue ich mich über die Veröffentlichung beim „Lesemann“

Herzlichst Annika Woyda
Schauspielerin

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Erich Kästner grüsst ….

Dieser Ausschnitt aus einem uns unbekannten Werk von Erich Kästner fasziniert und hält die Idee des Lesens in Worten fest. Der Computer-Mensch würde sagen das ist vielleicht so etwas wie ein „Code-Snippet“, … und den konnten wir nicht einfach unbekannt irgendwo liegen lassen.

„Wenn ein Kind lesen gelernt hat und gerne liest, entdeckt und erobert es eine zweite Welt, das Reich der  Buchstaben. Das Land des Lesens ist ein geheimnisvoller, unendlicher Erdteil. Aus Druckerschwärze entstehen  Dinge, Menschen, Geister  und Götter, die man sonst nicht sehen könnte. Wer noch nicht lesen kann, sieht nur, was greifbar vor seiner Nase liegt oder steht: den Vater, die Türklingel, den Laternenanzünder, das Fahrrad, den Blumenstrauß und, vom Fenster aus, vielleicht den Kirchturm. Wer lesen kann, sitzt über einem Buch und erblickt mit einem Male den Kilimandscharo oder Karl den Großen oder Huckleberry Finn im Gebüsch oder Zeus als Stier, und auf seinem Rücken reitet die schöne Europa. Wer lesen kann, hat ein zweites Paar Augen, und er muss nur aufpassen, dass er sich dabei das erste Paar nicht verdirbt.

Ich las und las und las. Kein Buchstabe war vor mir sicher. Ich las Bücher und Hefte, Plakate,  Firmenschilder, Namensschilder, Prospekte, Gebrauchsanweisungen und Grabschriften,, Tierschutzkalender, Speisekarten, Mamas Kochbuch, Ansichtsgrüße , Paul Schurigs Lehrezeitschriften, die „ Bunte Bilder aus dem Sachsenland“ und die klitschnassen Zeitungsfetzen, worin ich drei Stauden Kopfsalat nach Hause trug.

Ich las, als wär es Atem holen. Als wär ich sonst erstickt. Es war eine fast gefährliche Leidenschaft. Ich las, was ich verstand und was ich nicht verstand.“ Das ist nichts für dich“, sagte meine Mutter“,  das verstehst du nicht!“ Ich las trotzdem. Und ich dachte: „ Verstehen denn die Erwachsene alles, was sie lesen?“ Heute bin ich selber erwachsen und kann die Frage sachverständig beantworten. Auch die Erwachsenen verstehen nicht alles. Und wenn sie nur läsen, was sie verstünden, hätten die Buchdrucker und die Setzer in den Zeitungsgebäuden  Kurzarbeit.

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Die Büchereitante

Lieber Lesemann!

Du hast dir gewünscht, dass ich dir einmal aus der Sicht der „Büchereitante“ schreibe, warum ich lesen und vorlesen für so wichtig halte.

Dafür muss ich doch ein wenig ausholen und von mir selbst berichten. Ich glaube, dass ich zu den Menschen gehöre, denen die Leselust angeboren ist. Schon als Kind habe ich Bücher gelesen wo und wann sich die Gelegenheit ergab. Da mein Taschengeld nicht für sehr viele Bücher reichte, habe ich schnell die Bücherei meines Stadtviertels entdeckt. Für mich war es das Paradies!

Aber während meiner Berufstätigkeit als Lehrerin und Rektorin einer Grundschule stellte ich fest, dass es Kinder gab, die gar nicht gern lasen. Als uns die ADD ( unsere Vorgesetzte Stelle) eine Schulbücherei genehmigte, suchten wir mit Feuereifer viele verschiedene Bücher aus. Und es klappte. Auf einmal kamen auch Kinder zum lesen, die vorher von sich meinten, sie könnten nicht so gut lesen. Ihnen empfahlen wir Bilderbücher, manche interessierten sich nicht für Geschichten, aber wir hatten ja auch Sachbücher, manche kamen durch Comics zum Lesen und die, die immer schon gelesen hatten, freuten sich über den 25. Band ihrer Lieblingsautorin. Wenn in einer großen Pause vorlesen angeboten wurde, kamen mehr Kinder als wir hinsetzen konnten. Sie verzichteten gern auf das toben auf dem Schulhof (was übrigens auch ganz wichtig ist!) und lauschten den vorgelesenen Geschichten.

Ich hoffe, dass viele Kinder jetzt , da sie nicht draußen spielen können, zum Buch greifen.

Es grüßt dich und alle, denen du vorliest
Hannelore, die „Büchereitante“!

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Kommentar eines Freundes

Lieber Ulf,

kurz vor Weihnachten habe ich auf der Startseite der Bundesrepublik.de das Interview mit Dir „Als One-man-Show kann ich etwas bewegen“ in Bezug auf ehrenamtliche Vorleser mit Begeisterung gelesen.

In diesem Zusammenhang kam mir dann in Erinnerung, dass  schon in unserer Jugend, du warst 17 oder 18 und ich so 14, 15 Jahre, die erste Leseleidenschaft begann und mich Deine Anregungen immer weiter in dieses große Feld der Literatur gezogen haben.
Dies ist im Verlauf meines bisherigen Lebens nie mehr abgeflacht und dafür bin ich Dir, lieber Freund, noch heute dankbar.

Auch im Moment, wo ich aus beruflichen Gründen, im arg gebeutelten Italien bin, ist das Lesen ein Helfer, dass mir die Decke in Zeiten unfreiwilliger Quarantäne nicht auf den Kopf fällt.

Das muss ich Dir nach nun  fast 50 Jahren einfach mal mitteilen…

Dein alter Freund
Hasso

 

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